Redebeitrag bei spukiger Halloween-Demo in Leipzig

Zum 31.10. haben uns unsere Freund*innen der Antifaschistischen Herzigkeit Leipzig zu ihrer Halloween-Demo eingeladen. Wir haben die Gelegenheit genutzt dort einen Redebeitrag zu halten.

„Liebe Genossinen, Liebe Genossen, Liebe Mumien, Liebe Vampire und andere Gruselgestalten,

in Halle stinkt es gewaltig. Und das nicht nur weil eine von Faschisten betriebene Immobilie, in der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober, dem Unmut und den Umgestaltungsplänen engagierter Antifaschisten zum Opfer fiel.

Um genau jene Immobilie soll es sich in den nächsten Minuten drehen. Am 6. Juni diesen Jahres wurde ein rechtes Hausprojekt auf den Seiten der Initiative „Ein Prozent für unser Land“ und der Zeitschrift „Sezession“ angekündigt. Das von der Gruppe „Kontrakultur“, dem lokale Ableger der „Identitären Bewegung“, genutzte Haus befindet sich in der halleschen Innenstadt. Die Adam-Kuckhoff-Straße 16, Götz Kubitscheks Traum vom Faschisten-Kiez. Direkt gegenüber des geisteswissenschaftlichen Campus der Martin-Luther-Universität-Halle, soll von dem Hausprojekt ausgehend die vermeintliche linke Hegemonie der Uni und des universitären Milieus gebrochen werden. Erklärtes Ziel ist dabei, eine neue Intellektuelle Rechte aufzubauen.

Die Wahl Halles ist dabei kein Zufall. Mit der HLB Germania befindet sich in Halle eine äußerst aktive deutsch-völkische Burschenschaft, und auch das in Schnellroda gelegene „Institut für Staatspolitik“ von Götz Kubitschek ist mit dem Auto nicht weit entfernt. In der Germania sammeln sich schon seit Jahren Nazis und Faschisten, die gute Kontakte zu den Führungsfiguren der Neuen-Rechten pflegen. 2015 gründete sich in Halle dann die Gruppe „Kontrakultur“, welche schon mit der Namenswahl versucht zu zeigen, wie besonders sie ist. So nimmt sie innerhalb der „Identitären Bewegung“ mit dieser Wahl eine klare Sonderrolle ein. Anfänglich speiste sich die „Kontrakultur“ aus Mitgliedern der Germania und Neonazis aus deren Umfeld. Maßgeblich beteiligt an der Gründung war der Schläger-Nazi Mario Müller. Als kleine Anekdote am Rand: der 1989 geborene, erlangte nicht nur durch seine Faszination und Auslebung von Gewalt Bekanntschaft, sondern verließ auch sein Elternhaus mit den Worten „Nationaler Sozialismus oder Tod“ und hauste darauf hin kurzzeitig im Wald.

„Kontrakultur“ wurde zu einer der aktivsten identitären Gruppen des deutschsprachigen Raumes. Die Gruppe hat sich zur Kaderschmiede der „Identitären Bewegung“ entwickelt und lockt regelmäßig sich als „Elite“ verstehende Faschisten aus Deutschland und Österreich nach Halle. Wenn ihr an den Fratzen des Haufens „Kontrakultur“ interessiert seid, sei euch die Seite hosenrunter.noblogs.org wärmstens empfohlen.

Doch nun zurück zu dem Hausprojekt in der Adam-Kuckhoff-Straße und warum es uns die Arbeit gegen Menschenfeinde ungemein erschwert. Das Hausprojekt stellt in Halle einen Rückzugsraum der Faschisten dar, in dem sie alles haben was sie brauchen. So befinden sich in der Immobilie mehrere Wohnungen in denen unteranderem Mario Müller und Instagram-Narzisstin Melanie Schmitz wohnen. Auch soll es zum Beispiel eine Kneipe, Sportraum und ein Filmstudio geben. So ist für die Kontinuität politischer Arbeit gesorgt, billige oder keine Miete heißt mehr Zeit für politische Arbeit. Doch das Haus steigert nicht nur die Lebensqualität der Faschisten, es gibt ihnen den Anschein einer Subkultur und dient der Vernetzung. Die Immobile ist immer wieder Ausgangspunkt für Übergriffe und Bedrohungen gegen Leute, die sich gegen das Haus engagieren, oder die der Kontrakultur nicht in ihr Bild von Nachbarschaft passen. Kameras filmen den gesamten Straßenbereich an. Nicht ganz klar ist, ob die Kameras nicht sogar auch noch ein Stück des Campus erfassen. Engagierte Schläger, besuchende Faschisten oder Mitglieder der „Kontrakultur“ lungern vor dem Gebäude herum und sorgen dafür, dass der Weg nach Hause oder zur Universität zum Spießrutenlauf wird.

Doch wollen wir das als Kampagne „Kick Them Out“ nicht hinnehmen, den Faschisten das Leben so unangenehm wie möglich machen und langfristig dafür sorgen, dass das Haus verschwindet. So schafften wir mit der Organisierung von zwei kraftvollen Demonstrationen jeweils circa 800-900 Leute auf die Straße zu bringen, um den Menschenfeinden zu zeigen, dass sie es schwer haben werden solch ein Projekt in Halle zur Normalität werden zu lassen. Desweiteren organisierten wir Vorträge und Informationsveranstaltungen zum Haus und dessen Bewohnern. Wir wissen, dass dies nicht genug sein wird, um die Immobilie Geschichte werden zu lassen. Doch sind wir optimistisch, dass wir mit weiteren Bemühungen und guter Vernetzung unser Ziel erreichen können. Auch freuen wir uns auf Anregungen und Tipps, wie es in Leipzig gelang die Nazis aus der Odermannstraße 8 zu vertreiben.

In diesem Sinne: Helft uns die Faschisten zu bekämpfen.

Kick them Out! Nazizentren dichtmachen.“

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